Patenschaften für neue Presbyteriumsmitglieder

„Der Vorteil des Patenmodells ist, dass es Vertrauen erleichtert“ sagt Petra Biesenthal. Sie hat in ihrer Kirchengemeinde in Hennef ein Patenmodell entwickelt, um neuen Presbyter*innen den Einstieg in das Amt zu erleichtern.

Als Anette Griem Anfang 2023 von einer Pfarrerin ihrer Gemeinde angesprochen wurde, ob sie sich vorstellen könne, das Amt einer ausscheidenden Presbyterin zu übernehmen, zögerte sie nicht lange. Sie fühlt sich ihrer Kirchengemeinde in Hennef verbunden, besucht regelmäßig den Gottesdienst. Nur ein Amt hatte sie bisher nicht wahrgenommen. Warum also nicht?, dachte sie.  Nach einer Presbyteriumssitzung, an der sie probeweise teilnehmen durfte, sagte sie zu. Dennoch war ihr klar: „Die Teilnahme an einer Sitzung spiegelt nur einen kleinen Teil dessen wider, was es heißt, Presbyteriumsmitglied zu sein.“

Geholfen, sich in das Amt einzufinden, hat ihr die Begleitung durch eine erfahrene Presbyterin. Petra Biesenthal hat ein Patenmodell für neue Presbyter*innen in der Evangelischen Kirchengemeinde Hennef entwickelt, nachdem sie selbst ins Presbyterium kooptiert worden war. „Das war während der Corona-Pandemie und ich merkte, dass ich viele Fragen an das Amt hatte“, erzählt die 53-Jährige. Sie kannte die anderen Presbyteriumsmitglieder noch nicht gut und zögerte, an wen sie sich wenden sollte. „Das war ein schwieriger Start und ich hätte mir gewünscht, jemanden direkt ansprechen zu können, der die gleiche Rolle innehat.“

Die Begleitung ist auf ein halbes Jahr angelegt

Dieser Jemand war Petra Biesenthal nun für Anette Griem. „Der Vorteil des Patenmodells ist, dass es Vertrauen erleichtert. Es nimmt die Hemmungen, auch sehr einfache Fragen zu stellen“, sagt Petra Biesenthal. „Zudem erhalten die neuen Presbyter*innen schneller einen tieferen Einblick in die Arbeit. Das gibt Sicherheit.“ Die Begleitung neuer Presbyteriumsmitglieder ist in Hennef auf ein halbes Jahr angelegt. In dieser Zeit unterstützen die Pat*innen ihre Schützlinge bei der Vorbereitung der ersten Sitzungen und vor den ersten eigenen Aufgaben im Gottesdienst. Zudem führen sie sie in die kirchlichen Strukturen sowie das Konzept und den Aufbau der Gemeinde ein.

Auch Organisatorisches oder Hinweise zu Fortbildungsangeboten gehören zur Begleitung der Pat*innen. Festgehalten sind diese Punkte in einer Liste, auf die sich Petra Biesenthal mit einem weiteren Paten aus dem Presbyterium verständigt hat. Er übernahm zeitgleich die Einführung einer zweiten neuen Presbyterin, die ebenfalls kooptiert wurde. Die in der Liste aufgeführten Informationen wollten beide auf jeden Fall vermitteln. „Unabhängig davon hat natürlich jeder seine eigene Art, mit Dingen umzugehen, und jede Patenschaft sieht dadurch anders aus“, erklärt Petra Biesenthal.

Auch 2024 soll das Patenmodell wieder zum Einsatz kommen

Für Anette Griem war besonders die gemeinsame Vorbereitung der ersten Presbyteriumssitzungen  eine Unterstützung. Petra Biesenthal erläuterte ihr Hintergründe und Sachverhalte zu laufenden Prozessen, erklärte ihr, wo sie Informationen fand, um sich in Themen einzuarbeiten. „Zu wissen, ich bin nicht alleine, jemand begleitet mich und ich kann diesen Menschen alles fragen, hat mir gutgetan“, erinnert sich Anette Griem. „Denn das muss man sich bewusst machen: Bei den Presbyteriumssitzungen geht es um die Gemeindeleitung. Ich hebe bei einer Abstimmung nicht nur einfach die Hand. Ich treffe damit Entscheidungen für die Zukunft.“

Das Patenmodell in der Evangelischen Kirchengemeinde Hennef ist gut aufgenommen worden. Auch nach der Presbyteriumswahl Anfang 2024 soll es zur Einführung neuer Presbyter*innen zum Einsatz kommen. „Dann steht uns ein großer Wechsel bevor“, weiß Petra Biesenthal. Sechs bis acht Presbyter*innen würden neu ins Amt kommen, schätzt sie und gibt zu: „Eine größere Gruppe einzuführen, ist eine Herausforderung.“ Aber sie ist zuversichtlich, dass diese Aufgabe gelingen wird. Wichtig sei die frühzeitige Vorbereitung. Und dass sich genügend weitere Patinnen und Paten finden.